Wusstet Ihr, dass der Igel in Österreich vom Aussterben bedroht ist? Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen hat der Igel aufgrund unserer dichten Besiedlung und Straßennetze seinen größten Feind, das Auto, im alltäglichen Leben. Sobald ein Igel eine Straße überquert, ist er in Gefahr. Der zweite Grund liegt in der Öde der heimischen Gärten. Sobald Schädlinge künstlich bekämpft werden und die Gärten überkultiviert werden, ist der Igel nicht nur Giften ausgesetzt, sondern sieht sich mit einem extrem reduzierten Nahrungsangebot konfrontiert. Das wiederum bringt ihn dazu, sein Revier auszudehnen oder zu wechseln und hier kommt wieder die Straße ins Spiel.
Warum, so denkst Du Dir nun vielleicht, geht der Igel dann nicht einfach in den Wald? Gute Frage. Die Antwort ist simpel wie erschreckend gleichermaßen. Nachdem in unseren Breiten die meisten Waldflächen intensiv genutzt werden oder schlicht in Monokulturen aus Nadelbäumen umgewandelt wurden und werden, hat der Igel hier keine Überlebenschance. Igel benötigen Laub, Hecken und Unterholz zum Verstecken und jede Menge Insekten zur Nahrung. Nadelwälder und stark bewirtschaftete Wälder bringen all das nicht. Hinzu kommt, dass in bewirtschafteten Wäldern permanent „aufgeräumt“ wird, sprich, die einzigen möglichen Verstecke der Igel, Fallholz und Gebüsch, werden regelmäßig beseitigt. Mittlerweile ist es wirklich so, dass der Igel in unseren Wäldern verhungert!
Garten als Chance für den Igel
Private Gärten, Parks und Friedhöfe sind mittlerweile die einzigen Rückzugsgebiete, die Igeln eine Chance zum Überleben bieten. Vorausgesetzt natürlich, die Flächen bleiben einigermaßen naturbelassen. Das bedeutet: Keine Insektizide oder Pestizide, neben Rasenflächen und Anbauflächen auch Hecken und Buschwerk (das NICHT im Frühling und Herbst vom Unterholz befreit wird), Holzstapel und Rückzugsorte für Insekten wie auch Igel und andere Nützlinge.
Solltest Du einen Hund besitzen: Normalerweise siedeln sich Igel nicht in Revieren an, in denen es auch einen Hund gibt. Sollte das Revier aber besonders viel Nahrung bieten, kann es sein, dass sich doch ein Igel ansiedelt. In diesem Fall wäre es wichtig, den Hund nicht an den Igel heranzulassen. Die Igelstacheln helfen nicht! Bestimmte Hunderassen können auch einen Igel erlegen. Mein Chihuahua ja nicht, bei solch kleinen Rassen sollte man aber vermeiden, dass der Hund den Igel verbellen möchte. Das Hundegebell ist für den äußerst lärmempfindlichen Igel so heftig, dass es ihn umbringen kann. Igel sind nicht stressresistent!

Feind Rasenroboter
Rasenroboter sind Gartengeräte, die laut Herstellerangaben nur unter Aufsicht genutzt werden dürfen. Wer einen Blick über die Gartenzäune wagt, wird rasch fest stellen, dass sich daran so gut wie niemand hält. Das Resultat: Jährlich werden hunderte Igelkinder von Rasenrobotern getötet, genauso wie Jungvögel, die gerade erst das Fliegen lernen. Sogar erwachsene Igel werden von den motorisierten Ungetümen erwischt, ein Tierarzt hat mir letztens erzählt, dass er allein im Herbst 2020 fünf schwer verletzte Igel in seine Praxis bekam.
Leute, seid so gut, kündigt das Fitnesscenter und mäht den Rasen wieder selbst. Das kommt Euch billiger und hilft, unsere Igel zu retten.
Igel gefunden – was nun?
Wenn Du einen verletzten oder verhungernden Igel findest, wende Dich bitte an die Igelhilfe Österreich. Dort kennt man sich mit Igeln aus und ist darauf vorbereitet, Igel zum Überwintern aufzunehmen.
Egal, von wo Du anrufst, Du bekommst Informationen zu Tierärzten, die sich mit Igeln auskennen, zu Igelstationen in ganz Österreich und auch dazu, ob ein Igel überwinterungstauglich ist oder nicht. ACHTUNG: Auf manchen Seiten wird berichtet, dass ein Igel mit 500 Gramm bereits überlebensfähig ist. Das stimmt nicht, dieser Igel ist zu leicht, um allein durch den Winter zu kommen.
Wenn DU einen Igel findest, wende Dich bitte an die Igelhilfe Österreich – und hier gibt es auch noch ein Erste Hilfe Blatt für Igel.
Übrigens: Solltest Du den Igel unterwegs finden und keine Handschuhe dabei haben, kannst Du den Igel ohne weiteres auch so aufnehmen. Vor allem im Herbst sind die zu kleinen Igel so geschwächt, dass sie nicht einmal mehr die Stacheln aufstellen. Lass also bitte die Tatsache, dass Du nichts Passendes zum Mitnehmen hast, nicht den Grund seinen, einen Igel zurückzulassen.
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